top of page
  • Autorenbildmartin.aust.coach

Ergebnisorientierte Selbstreflexion fördern

Aktualisiert: 5. Mai 2023

Um Selbstreflexionen für die Praxis wissenschaftlich zu fundieren, ist es erforderlich das Verhalten von Coaches zu beobachten und zu evaluieren. Im Rahmen einer Studie hat Greif (2008) Annahmen zur Förderung von Selbstreflexionen im Coaching sowie die dadurch erzielbaren Ergebnisse untersucht. Dabei wurden psychologische Theorien und Forschungen zur Selbstaufmerksamkeit und Selbstkonzepten herangezogen. Eine zentrale Rolle spielen dabei wahrgenommene Diskrepanzen zwischen realen und idealen Selbstkonzepten - Selbstdiskrepanzen. Diese unerfüllten Erwartungen an sich selbst können zu der Motivation führen, diese Diskrepanzen zu verringern. Hierbei kann sowohl eigenes Bemühen als auch Unterstützung durch Coaches erfolgen.


Ergebnisorientierte Selbstreflexion fördern

Beispiel einer Aussage zu ergebnisorientierten Reflexionen ist: „Als ich beim letzten Mal über ein spezielles Problem nachdachte, habe ich eine neue Sichtweise entwickelt, aus der sich für mich konkrete praktische Folgerungen ergeben.“


Insbesondere in berufsbezugenen Settings kann eine Förderung der Selbstreflexion im Coaching wertvolle Impulse setzen und zu einer verbesserten Selbstwahrnehmung und Selbstführung führen. Allerdings ist nicht jede Art von Selbstreflexion positiv zu sehen. Kuhl, Baumann, Perrig & Grob (2000) haben gezeigt, dass manche Menschen durch Selbstreflexionen zu ziellos kreisendem Grübeln aktiviert werden. Eine Studie zur Wirksamkeit von Coaching von Grant, Franklin und Langford (2002) verwendet eine Selbstreflexionsskala, die Fragen zu häufigen Selbstreflexionen enthält. Die Autoren stellen dabei fest, dass die Skala mit Depressivität und Angst korreliert, da Personen, die unter kreisendem Grübeln leiden, hier ebenfalls hohe Werte erzielen. Daher werden bei Greif & Berg zwischen "ziellos kreisenden" und "ergebnisorientierten" Problem- und Selbstreflexionen unterschieden. Letztere beinhalten Fragen, die darauf abzielen, ob die Reflexion zu einem konkreten Ergebnis geführt hat. Validierungsstudien von Greif & Berg (2011) zeigen, dass diese Skalen nicht oder negativ mit Depressivität korrelieren und auch nicht mit Skalen zur Erfassung des Grübelns oder der Handlungs- und Lageorientierung (Kuhl, 1994). Zudem haben Untersuchungen zur Wirksamkeit von Coaching mit randomisierten Wartekontrollgruppen gezeigt, dass Coaching einen starken Effekt auf die Zunahme ergebnisorientierter Selbstreflexionen hat (Röhrs, 2011; Schmidt & Thamm, 2008; Webers, 2008).


Insbesondere in berufsbezugenen Settings kann eine Förderung der Selbstreflexion im Coaching wertvolle Impulse setzen und zu einer verbesserten Selbstwahrnehmung und Selbstführung führen. Allerdings ist nicht jede Art von Selbstreflexion positiv zu sehen. Kuhl, Baumann, Perrig & Grob (2000) haben gezeigt, dass manche Menschen durch Selbstreflexionen zu ziellos kreisendem Grübeln aktiviert werden. Eine Studie zur Wirksamkeit von Coaching von Grant, Franklin und Langford (2002) verwendet eine Selbstreflexionsskala, die Fragen zu häufigen Selbstreflexionen enthält. Die Autoren stellen dabei fest, dass die Skala mit Depressivität und Angst korreliert, da Personen, die unter kreisendem Grübeln leiden, hier ebenfalls hohe Werte erzielen. Daher werden bei Greif & Berg zwischen "ziellos kreisenden" und "ergebnisorientierten" Problem- und Selbstreflexionen unterschieden. Letztere beinhalten Fragen, die darauf abzielen, ob die Reflexion zu einem konkreten Ergebnis geführt hat. Validierungsstudien von Greif & Berg, 2011 zeigen, dass diese Skalen nicht oder negativ mit Depressivität korrelieren und auch nicht mit Skalen zur Erfassung des Grübelns oder der Handlungs- und Lageorientierung (Kuhl, 1994). Zudem haben Untersuchungen zur Wirksamkeit von Coaching mit randomisierten Wartekontrollgruppen gezeigt, dass Coaching einen starken Effekt auf die Zunahme ergebnisorientierter Selbstreflexionen hat (Röhrs, 2011; Schmidt & Thamm, 2008; Webers, 2008).


Um das Verhalten von Coaches bei der Förderung von ergebnisorientierten Problem- und Selbstreflexionen zu erfassen, haben Forscher Beobachtungsskalen konstruiert und ein Manual zum Beobachtertraining erstellt (Greif, Schmidt & Thamm, 2010). Diese Methode ist jedoch sehr aufwändig und es gibt auch interessante qualitative Fallstudien, in denen Transkripte von Dialogen in Coachings zusammen mit den Folgen analysiert werden können (Greif & Schubert, 2015). Einige erste Interaktionsprozessstudien zeigen auch, wie häufig Klienten in Coaching-Gesprächen mit oder ohne vorherige Reflexionen fördernde Fragen der Coaches selbstreflexives Verhalten zeigen (Fuhrmann, 2017). Diese Erkenntnisse können auch für Führungsnachwuchskräfte relevant sein, die erfahren möchten, wie sie ihre Mitarbeiter am besten begleiten und fördern können.

Neuropsychologische Theorien eine wichtige Rolle. Eine solche Theorie von Kuhl (2001) besagt, dass der "Selbstzugang" eine grundlegende Voraussetzung für das bewusste Durchdenken und Explizieren von Selbstrepräsentationen oder Selbstkonzepten darstellt. Eine weitere Annahme in diesem Zusammenhang ist, dass Menschen sich in ihrem Selbstzugang unterscheiden und inwieweit sie ihre selbstkongruenten Bedürfnisse, Werte und Ziele erkennen können. In einer aktuellen Studie haben Quirin und Kuhl (2018) dies belegt. Diese Erkenntnisse sind von besonderer Bedeutung für Business Coaches, die Führungskräfte dabei unterstützen, ihre Selbstreflexionen zu fördern und ihre Selbstzugänge zu verbessern, um ihre Führungskompetenzen und den Erfolg ihres Unternehmens zu steigern.

Übertragen auf Coaching wäre die Annahme zum Selbstzugang:

Im Coaching kann der Selbstzugang erweitert werden, wenn reflexive Fragen und

andere Methoden zur Reflexion über die eigenen Bedürfnisse, Werte und Ziele

verwendet werden. (Greif, S. (2020, in Vorber.). Was ist Coaching? Eine kurze Einführung in wissenschaftliche Grundlagen und praktische Methoden.)


Literatur:

Fuhrmann, L. (2017). Entwicklung eines Kategoriensystems zur Analyse von

Interaktionsprozessen im Coaching. M. Sc. Psychologie, Universität Hamburg.

Grant, A. M., Franklin, J. & Langford, P. (2002). The Self-Reflection and Insight Scale: A new

measure of private self-consciousness. Social Behavior & Personality: An

International Journal, 30(8), 821-836.

Greif, S. (2008). Coaching und ergebnisorientierte Selbstreflexion. Göttingen: Hogrefe.

Greif, S. & Berg, C. (2011). Result-oriented self-reflection – Report on the construct

validation of theory-based scales. University of Osnabrück,unpubl. paper, retrieved

from: https://www.researchgate.net/publication/264973092_Result-oriented_selfreflection_-_

Report_on_the_construct_validation_of_theory-based_scales (last acess 4.7.2019).

Greif, S., Schmidt, F. & Thamm, A. (2010). Rating of coaching success-factors. Observation

manual. Osnabrueck: Work and Organizational Psychology Unit, University of Osnabrück, Germany (unpubl. paper).

Greif, S. & Schubert, H. (2015). Ergebnisorientiertes Reflektieren im Coaching. In A. Ryba,

D. Pauw, D. Ginati & S. Rietmann (Hrsg.), Professionell coachen – Das Methodenbuch: Erfahrungswissen und Interventionstechniken von 50 Coachingexperten (S. 54-80). Weinheim: Beltz.

Kuhl, J. (1994). Action versus state orientation: Psychometric properties of the Action Control

Scale (ACS-90). In J. Kuhl & J. Beckmann (Hrsg.), Volition and Personality. Action versus state orientation (S. 47-59). Seattle: Hogrefe & Huber.

Kuhl, J., Baumann, N., Perrig, W. J. & Grob, A. (2000). Self-regulation and rumination:

Negative affect and impaired self-accessibility. In Control of human behavior, mental processes, and consciousness. Essays in honor of the 60th birthday of August Flammer (S. 283-305). Mahwah: Erlbaum.

Quirin, M. & Kuhl, J. (2018). The Self-Access Form - Development and Validation in the

Context of Personality Functioning and Health. Hogrefe Publishing.

Röhrs, B. (2011). Selbstkonzept und Selbstreflexion im Multidirektionalen Feedback.

Hannover: ibidem.

Schmidt, F. & Thamm, A. (2008). Wirkungen und Wirkfaktoren im Coaching. – Verringerung

von Prokrastination und Optimierung des Lernverhaltens bei Studierenden. Diplomarbeit, Fachgebiet Arbeits- und Organisationspychologie, Universität Osnabrück, Deutschland.

Webers, G. (2008). Die Untersuchung der Selbstwirksamkeitserwartungen,

Selbststeuerungskompetenzen und Selbstreflexion im Kontext eines Coachings zum

Thema Procrastination. Diplomarbeit im Fachgebiet Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Osnabrück.

Wechsler, T., & Schütz, A. (2018), Selbstkonzepte, Selbstdiskrepanzen und ihre Bedeutung im Coaching. In S. Greif, H. Möller, & W. Scholl (Eds.), Handbuch.

31 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page